News & Termine > Mit Humor zum leistungsorientierten Fußball

13.06.2021 00:00:00 | Martin Loedl
Auswahlverfahren für U15 Fußballtalente
"Unsere Philosophie ist es, dass wir möglichst viele Nachwuchsfußballer für ihren späteren Einsatz in der ersten und zweiten Herrenmannschaft gründlich und umfassend vorbereiten", heißt es bei der SpVgg Joshofen-Bergheim.

Das sind keine leeren Worte, denn die Jugend der SpVgg ist erfolgreich. Das gilt nicht zuletzt für die U15, die zwar abgestiegen ist, in der kommenden Saison gleichwohl in der Bezirksoberliga spielen wird.
Der Kader soll 18 Spieler umfassen, von denen die Hälfte bereits feststeht. Um die restlichen Plätze besetzen zu können, hat die SpVgg - wie in den vergangenen Jahren - vier Sichtungstermine angesetzt. Der erste davon fand am Sonntag statt. Gedacht war er für Bewerber aus der näheren Umgebung. Vier Jugendliche nutzten die Chance. Angemeldet hatten sich allerdings mehr, was Organisator Werner Dippong bedauerte. Trainer Herbert Zanker nahm die Sache gelassener: "Wir legen Wert auf Qualität, nicht auf Quantität. " Was nütze es, wenn 30 Jungs auf dem Platz stünden, die dann den Anforderungen nicht gerecht würden.

Verlangt wurde nämlich einiges. Der im Jugendbereich sehr erfahrene Herbert Zanker und sein Trainerstab hatten fünf Stationen aufgebaut, bestehend aus Sprung, Technik, Sprint, Ausdauer und Spiel. Der Vormittag verlief im professionellen Rahmen. Herbert Zanker hat unter anderem bereits als U17-Nationaltrainer in Georgien gearbeitet und dabei Tausende von Jugendlichen gesichtet. Die georgische Nachwuchsmannschaft führte er sogar zur Europameisterschaft. Zudem unterstützte er in 16 Länderspielen Klaus Toppmöller, der damals die georgische Herren-Nationalmannschaft trainierte.
Zanker zur Seite stehen Andreas Pelta und Michael Habermeier. Pelta verfügt über die DFB-Torwart-Lizenz sowie über die C-Lizenz für Erwachsene und Jugendliche. Mit Zanker hat er fünf Jahre erfolgreich zusammengearbeitet. Zum 1. Juli wird Pelta allerdings die SpVgg verlassen und als Trainer zum SC Feldkirchen wechseln. Als sein Nachfolger steht Michael Habermeier bereits fest. Zu einer seiner letzten Aufgaben für Joshofen-Bergheim gehört diese Sichtung.

Für Leopold Weber, Johannes Rössler, Finian Otten und Paul Hesslinger, die zum Termin gekommen waren, lagen erst einmal Formulare bereit, in denen sie ihre Spielerposition, das System, nach dem in ihrer Mannschaft gespielt wurde und weitere wichtige Informationen für die Trainer eintrugen.
Die Coaches stellten die einzelnen Stationen anhand von großen Zeichnungen vor und erläuterte, was genau sie von den Jugendlichen erwarten. Dabei achteten sie darauf, keinen übermäßigen Druck aufzubauen, sondern schufen eine freundliche, humorvolle Atmosphäre. "Natürlich steht die Leistung im Mittelpunkt", erläuterte Herbert Zanker im Gespräch mit dem Donaukurier. "Aber wir wollen über die Schiene von Spaß und Humor zum leistungsorientierten Jugendfußball kommen. "



Viel zu motivieren gab es sowieso nicht bei den Jungs. Sie waren erpicht, ihre Bestes zu geben. Das zeigte sich schon beim Aufwärmen, das die Jugendlichen ohne Aufforderung ganz selbstverständlich erledigten und das sich bei den Stationen nahtlos fortsetzte. Zunächst galt es beidbeinig fünf Sprünge ohne Zwischenpause zu setzen. Bei den Werten nickte Zanker anerkennend. Auf seinem Laptop trug er die Ergebnisse in ein spezielles standardisiertes Programm ein, um ein Leistungsprofil für jeden einzelnen der Jugendlichen erstellen zu können. 11,20 Meter lautete das beste Ergebnis, ein Spitzenwert.
Bei Technik und Koordination galt es, einen kompliziert aufgebauten Parcours zu durchlaufen, zwei Mal ohne Ball und zweimal mit Ball, wobei das Sportgerät zwischen linken und rechten Fuß gewechselt werden musste. Pelta und Habermeier begleiteten die Jungs dabei, korrigierten sie und feuerten sie an. Bei dem sonnigen Wetter wurden regelmäßig Trinkpausen eingelegt. Weiter ging es. Sprint, mal 10 Meter, mal 30 Meter, wobei Hütchen abzuschlagen waren. Zanker gab die Daten, die ihm Pelta und Habermeier zufrieden, sofort ins System ein und sein Blick wurde immer zufriedener.

Inzwischen traf noch ein Jugendlicher ein. Leopold Thurner ist bereits gesichtet und trainiert seit drei Wochen auf die kommende Saison. Zweimal pro Woche sind die Jungs auf dem Platz. Die SpVgg bietet hier ideale Bedingungen, wie Zanker schildert: zwei Rasenfelder in Bergheim, eines in Joshofen, dazu der neue Kunstrasenplatz und ein Kleinfeld. "Auch die Verpflegung im Vereinsheim ist Klasse", sagte der Coach mit einem Lächeln.
Nun stand der 50-Meter-Sprint an, dreimal mussten die Jugendlichen laufen, mit einer Minute Pause dazwischen. Zanker studiert seine Tabellen: "Die vier können wir alle brauchen", freut er sich. Während sich die Aspiranten für das kurze Spiel Zwei gegen Zwei vorbereiten, macht sich Zanker Gedanken über die Endphase der Sichtungen. Dann kommen Pulsuhr und Lasermessanlagen zum Einsatz. Von jedem der Spieler gibt es einen Leistungsbogen, der alle sechs Monate ergänzt wird, um die Entwicklung zu dokumentieren. Und wer weiß, welches Talent hier noch entwickelt wird. Christoph Taferner, der ebenfalls im Jugendkader der SpVgg spielte, ist inzwischen als Profi mit Dynamo Dresden in die 2. Liga aufgestiegen.


Quelle: Donaukurier / Bartenschlager